Besuch bei den Breisgau Brasilianern

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Andy Russky ist mit der VfL Fußballschule Fair Play zu Gast beim SC Freiburg

Der Konferenzraum der „Vitra Lounge“ des Schwarzwaldstadions des SC Freiburg ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Gespannt warten die 100 DFB A-Lizenz Trainer und Fußballlehrer bei der Fortbildung des Bundes Deutscher Fußballlehrer auf den Stargast des Nachmittags. Der Shooting Star der Trainerszene Christian Streich lässt nicht lange auf sich warten und begrüßt im Vorbeigehen einige seiner früheren Weggefährten im Raum herzlich. Streich, der momentan mit seiner Mannschaft in der Bundesliga für Furore und wegen des Abraham Bodychecks beim jüngsten Spiel gegen Frankfurt für Schlagzeilen sorgt, ist die Ruhe selbst. Entspannt plaudert er über seinen Weg beim Sportclub vom Jugendtrainer zum Cheftrainer und über die Philosophie des SC Freiburg.

Schnell wird klar, dass Christian Streich viel mehr ist als das von vielen Fußballfans bekannte Bild des HB Männchens, das immer kurz davor ist, in die Luft zu gehen. Streich fesselt die Zuhörer mit seiner besonderen, menschlichen Art und seinem alemannischen Dialekt. Beim Lauschen seiner Worte merkt man: Dieser Typ lebt Fußball mit jeder Faser seines Körpers. Streich blickt auch über den Tellerrand des Fußballgeschäfts hinaus und verrät, wie er mit Waldspaziergängen und der Lektüre von Büchern aus aller Welt seinen Horizont erweitert, in andere Welten eintaucht und damit auch seine ausländischen Spieler besser verstehen lernt. Die Eigenschaft „geerdet und empathisch“ zu sein ist für ihn als Profi- und vor allem als Jugend Trainer von größter Bedeutung, um die Spieler zu erreichen und Spitzenleistungen aus den Sportlern herauszukitzeln. „Viele Spieler, die zu
uns wechseln, müssen sich anfangs erst an den etwas anderen Ansatz gewöhnen. Wir leben den Spielern Werte wie Teamgeist, Eigenverantwortung und hundertprozentige Identifikation mit dem Club vor. Am Ende sehnt sich doch jeder Mensch nach Anerkennung und Wertschätzung“, sagt Streich.

Das Freiburger Modell ist ein besonderes und einmaliges im deutschen Fußball. Und dies beginnt bereits im frühen Jugendalter. Streich sieht sich vor allem als Teamplayer im Sportclub. Der Austausch, die Durchlässigkeit und der Zusammenhalt innerhalb des Vereins sind einzigartig. Die Wege vom Jugendbereich zu den Profis sind
kurz. Christian Streich ist ein Paradebeispiel dafür. Der SC Freiburg versteht sich seit dem Bundesliga Aufstieg 1993 als Ausbildungsverein. Das betont auch Martin Schweizer, der seit 2016 der sportliche Leiter der SC-Fußballschule ist. Im Jahre 2001 von Volker Finke und Achim Stocker ins Leben gerufen steht die SC Fußballschule in ihrer Spielidee für Spieldominanz sowie Ball- und Spielkontrolle. Der 40jährige Schweizer, der gebürtig aus Denkendorf bei Esslingen stammt und in Freiburg studiert hat, führte 2017 das „Vebindungstraining“ und „Verbindungstrainer“ ein. Diese sollen dafür sorgen, dass der nach Alter abgestimmte Ausbildungsplan von den Trainern im Trainingsalltag umgesetzt wird und bestimmte Spieler noch gezielter gefördert und begleitet werden. Als Erleichterung für Spieler, Trainer und Funktionäre gibt es im SCF Ausbildungspaket einheitliche Spielprinzipien, Coaching Begriffe und Fundamentalübungen. „Idealerweise
bekommen die Nachwuchskicker ihren fußballerischen Rucksack mit technischen und taktischen Werkzeugen gefüllt. Welche Werkzeuge sie davon anwenden, sollen die Spieler auf dem Platz je nach Spielsituation allein entscheiden“, sagt Schweizer. Mit diesem Rüstzeug haben es einige Spieler ganz nach oben gebracht. Matthias Ginter schaffte den Weg von der SC Fußballschule bis zum Profi und sogar zum Weltmeister 2014 in
Brasilien.

Es geht auch ohne Rempeln: Christian Streich und Lehrgangs Teilnehmer Andy Russky

Nach den Ausführungen von Streich und Schweizer folgt zum Abschluss des Lehrgangs eine Trainingshospitation in der SCF Fußballschule. Zu den Einheiten der U14 und U15 merkt Andy Russky an: „Die Theorie und die Praxis sind beim SCF tatsächlich eng verzahnt. In den kurzen Ausschnitten der Trainingseinheiten wird klar, wie die Trainer die Spielidee des SC auf den Platz bringen. Die Spielformen auf den eng gesteckten Feldern verlangen von allen Spielern eine exzellente Technik und Spielintelligenz“. Dabei leiten die Trainer nur an und die Nachwuchskicker dürfen frei Ihre Spielfreude mit mutigen Angriffen, gekonnten Pässen und Tricks ausleben. Breisgau Brasilianer eben.

Spielform im Training beim U15 Regionalliga Team 6:6 +1 auf engem Spielfeld

Info: Die VfL Fußballschule Fair Play in Sindelfingen wurde bereits vier Jahre vor der SCF Fußballschule 1997 gegründet und ist eine der ersten und nachhaltigsten Angebote dieser Art deutschlandweit. Als Leiter der Fußballschule, als Diplom-Sportwissenschaftler, DFBA- Lizenz Trainer und Mitglied des BDFL besucht Andy Russky regelmäßig Fortbildungen, um sich neue Inspirationen und Erkenntnisse aus dem Top Bereich des Fußballs für das Fair Play Training zu holen. Die Parallelen zwischen der SCF und der Fair Play Philosophie sind der ganzheitliche, spielimmanente Ansatz mit möglichst vielen Spielformen und freiem Spielen zur
Entwicklung der Kreativität. Dabei steht stets die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Spielers auf und neben dem Platz im Mittelpunkt. Diese wird begleitet von pädagogisch ausgebildeten und emphatischen Fußball Trainern.